6. Einen Beitrag leisten

Lynette Federer betont in der Reportage, dass Roger seine Herkunft nie vergessen habe und immer nett zu allen sei. Roger nehme sich auch stets viel Zeit für seine Fans, weiß seine Mutter zu berichten.

Es sind die kleinen und großen Gesten, die das wahre Gesicht eines Menschen zeigen. Der Wunsch, anderen Menschen etwas zurückzugeben, ist ein universelles menschliches Bedürfnis, das zu wahrer Erfüllung führt. Sportler*innen wie Roger Federer, welche andere Menschen auf positive Weise an ihrem Erfolg teilhaben lassen, hinterlassen nicht nur positive Spuren, sie erbauen gleichzeitig das Fundament, auf dem sie nach ihrer Sportlerkarriere weiterhin erfüllt leben können. Roger Federer war und ist für viele Menschen ein herausragendes Vorbild – dieser Sichtweise schließe ich mich vorbehaltlos an.

Überflieger*innen, die nicht nur nach mehr Erfolg, Ruhm und Auszeichnungen streben, sondern ihre Rolle als Vorbilder ernst nehmen, sind Wegbereiter für den Erfolg anderer Menschen. Sie berühren auf eine Art und Weise, die, wie bei Roger Federer ersichtlich, ihren eigentlichen Aktivitätsradius weit überschreiten. Diese Form des Einflusses gelingt nur dank einer übergeordneten Mission, die größer als der Sportler selbst ist. Bei Roger Federer trifft dies offensichtlich umfassend zu.

7. Familie und das Umfeld

In der Reportage wird erwähnt, dass Roger Federer stets auf ein positives Umfeld (Familie und Betreuungsteam) zurückgreifen konnte, sich aber im Klaren war, welche Menschen er in sein Umfeld holen musste, um erfolgreich zu bleiben. Als er nach seiner Drüsenerkrankung merkte, dass er körperlich nicht mehr mithalten konnte, engagierte er sogleich einen persönlichen Fitnesstrainer.

Die Bereitschaft, Unterstützung anzunehmen, fällt nicht allen Überfliegern leicht, denn in der westlichen Welt wird Hilfe annehmen gerne mit „Schwäche zeigen” gleichgesetzt. Dabei spielt auch Rechthaberei eine entscheidende Rolle. In diesem Zustand des inneren Widerstands und der Unsicherheit sind viele junge, aber auch erfahrene Sportler*innen innerlich gefangen und deckeln dadurch ihren eigenen Fortschritt. Der Irrglaube, dass wir unsere Ziele allein erreichen können bzw. die Sturheit, am eigenen Holzweg festzuklammern, vermischt mit der Verblendung, dass einzig eiserner Wille und harte Arbeit zum erhofften Erfolg führen werden, steckt tief in vielen Köpfen.

Neue unterstützende Impulse anzunehmen und trotz der ersten Erfolge coachbar zu bleiben, sind viel entscheidendere Voraussetzungen für den Aufstieg in die nächste Erfolgsebene, verknüpft mit innerer Erfüllung. Wie Roger Federer eindrücklich beweist, ist ein vertrauenswürdiges und wohlwollendes Umfeld der fruchtbarste Nährboden für fortwährende Erfolge.

8. Persönliches Wachstum

Roger Federers Mutter unterstreicht in der Reportage, dass Roger immer an sich gearbeitet habe.

Natürlich sind alle Sportler*innen bestrebt, besser zu werden, und sie stecken enorm viel Zeit in die Verbesserung ihrer Fähigkeiten, Technik, Schnelligkeit, Kraft, usw. Aber längst nicht alle sind bedacht, sich auch in persönlicher Hinsicht gezielt weiterzuentwickeln. Wenn wir uns noch einmal Roger Federers anfänglichen negativen Gefühlsausbrüche in Erinnerung rufen, wird ersichtlich, dass Roger im Laufe seiner Karriere auch als Mensch enorm gewachsen ist. Die Souveränität und innere Ruhe, die er ausstrahlt, können nicht die Folge einer zufälligen Veränderung sein.

Obwohl ich nicht weiß, auf welche Weise Roger Federer sich persönlich weiterentwickelte, spricht das Ergebnis für sich. Die Früchte, die er in charakterlicher Hinsicht hervorbrachte, sind unweigerlich die Folge eines unermüdlichen Verlangens, nicht nur die sportliche Leistungsgrenze nach oben zu verschieben, sondern auch als Mensch bewusst zu wachsen. Kombiniert mit dem Verlangen, etwas zurückzugeben, bildet das persönliche Wachstum die wichtigste Grundlage für die langanhaltende Erfüllung, die leider vielen Sportler*innen am Ende ihrer Karriere sichtlich durch die Finger gleitet.